Wie stabil ist Ihre Lieferkette? – Teil 1

Die Corona-Pandemie hat vielen Unternehmen gezeigt, wie anfällig ihre Netzwerke mit Zulieferern und Herstellern sind.
Jetzt rächen sich Versäumnisse aus der Vergangenheit.


Wenn die Corona-Pandemie irgendwann abflaut, wird die Welt merklich anders aussehen. Der Angebotsschock, der im Februar in China begann, und der Nachfrageschock, der folgte, als die Weltwirtschaft im Kampf gegen das Virus herunterfuhr, haben weltweit Schwächen in den Produktionsstrategien und Lieferketten offenbart.
Vorübergehende Handelsbeschränkungen und Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln, Medizingütern und anderen Produkten haben uns vor Augen geführt, wie anfällig wir sind. Diese Entwicklungen haben in Verbindung mit dem Handelskrieg zwischen den USA und China dazu geführt, dass der Wirtschaftsnationalismus wächst.
Hersteller werden weltweit sowohl politisch als auch wirtschaftlich unter Druck geraten, die Produktion im Inland auszuweiten, mehr Arbeitsplätze in der Heimat zu schaffen und die Abhängigkeit von als riskant geltenden Bezugsquellen zu reduzieren oder zu beseitigen.

Die Herausforderung liegt für Unternehmen darin, ihre Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, ohne ihre Konkurrenzfähigkeit zu schwächen. Um diese Herausforderung zu meistern, müssen Manager zunächst einmal ihre Schwächen ermitteln und dann eine Reihe von Maßnahmen in Erwägung ziehen – einige davon hätten sie schon lange VOR der Pandemie ergreifen sollen.

Versteckte Risiken aufdecken
Moderne Produkte haben oft kritische Komponenten oder komplexe Materialien, deren Herstellung spezielle technologische Fähigkeiten erfordert. Für ein einzelnes Unternehmen ist es enorm schwierig, das gesamte Spektrum an Fähigkeiten abzudecken, das man benötigt, um alles selbst herzustellen.
Denken Sie an den wachsenden Anteil von Elektronik in modernen Fahrzeugen.
Automobilhersteller haben nicht die nötige Ausrüstung und Anlagen, um die Touchscreens der Unterhaltungs- und Navigationssysteme herzustellen oder die zahllosen Mikrochips, die den Motor, die Lenkung und Ausstattungsmerkmale wie elektrische Fensterheber oder die Beleuchtung steuern.
In den meisten Ländern greifen Hersteller auf Zulieferer und Subunternehmer zurück, die sich auf ein eng umrissenes Spezialgebiet konzentrieren. Die Spezialisten müssen sich in der Regel wiederum auf viele andere verlassen.
So ein System hat seine Vorteile: Unternehmen sind dadurch sehr flexibel und können die neueste Technologie einsetzen. Aber sie schaffen eben auch eine Schwachstelle, wenn Sie bei einer entscheidenden Komponente oder einem kritischen Material von einem einzigen Zulieferer abhängig sind. der irgendwo tief in ihrem Netzwerk angesiedelt ist. Produziert dieser Zulieferer den Artikel nur in einem einzigen Werk oder Land, ist das Risiko entsprechend noch höher.

Schwachstellen ausmachen
Herauszufinden, wo die Risiken liegen, damit sich Ihr Unternehmen schützen kann, erfordert unter Umständen einiges an Detektivarbeit. Es ist nicht damit getan, sich die Lieferanten der ersten und zweiten Stufe anzusehen; Sie müssen schon Ihre gesamte Lieferkette erfassen, bis hin zu Vertriebs- und Transportzentren. Das kostet Zeit und Geld, was auch erklärt, warum die meisten Unternehmen auf strategische direkte Zulieferer beschränken, die einen Anteil der Ausgaben ausmachen. Dabei kann eine überraschende Störung der Lieferkette Ihr Geschäft zum Erliegen bringen und deutlich teurer werden als eine gründliche Untersuchung Ihres Netzwerks.
Ziel der Erfassung sollte eine Risikoeinstufung der Lieferanten sein: Geringes, mittleres und hohes Risiko.

Tom Linton, der bei verschiedenen Konzernen als Supply-Chain-Manager gearbeitet hat und David Simchi-Levi vom MIT empfehlen dafür eine Reihe von Kennzahlen:
– Wie hoch sind die Umsatzeinbußen, wenn eine bestimmte Quelle ausfällt?
– Wie lange würde es dauern, bis sich die Fabrik eines Lieferanten von einer Störung erholt?
– Sind alternativen Bezugsquellen verfügbar?
– Wie lange kann ihr Unternehmen einen Angebotsschock überstehen, ohne schließen zu müssen
– Wie schnell würd sich ein ausgefallener Netzwerkknoten erholen oder durch alternative Werke ersetzt werden könne, wenn eine ganze Branche mit einer Lieferstörung kämpft?

Die Antworten auf diese Fragen hängen auch davon ab, ob Ihre Fertigungskapazitäten flexibel sind und sich nach Bedarf neu konfigurieren und andere einsetzen lassen (wie dies bei vielen manuellen oder teilautomatisierten Montagevorgängen der Fall ist) oder ob sie aus hoch differenzierten und schwer zu ersetzenden Abläufen bestehen.
Wenn Sie die Risiken in Ihrer Lieferkette aufgedeckt haben, können Sie Ihre Bezugsquellen bereiter streuen oder einen Sicherheitsvorrat an geschäftskritischen Materialien oder Artikeln anlegen.

Dies ist der 1. Teil zum Thema Lieferketten.
Im 2. Teil widmen wir uns den Themenbereichen: Bezugsquellen diversifizieren / Lager aufstocken / Prozessinnovation nutzen / Fazit
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